Folter [zu föltrit, foltren (um 1400), wohl umgestaltet aus mittellateinisch poledrus »Foltergestell«, eigentlich »Fohlen«], gezielt eingesetzte grausame Handlungsweise von Menschen gegenüber Menschen, um durch die zugefügten physischen und/oder psychischen Schmerzen Geständnisse, Zeugenaussagen oder Meinungsänderungen zu

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Probleme der Definition

Die Probleme wohl jeder Definition von Folter liegen in der Schwierigkeit, Handlungen, die als Folter bezeichnet werden können, von ähnlich strukturierten Handlungen abzugrenzen, die als Verbrechen gewöhnlicher Art betrachtet werden müssen, z. B. der Körperverletzung oder der Freiheitsberaubung. Strukturell

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Geschichte der Folter

Zielsetzung und Anwendung: Schon im Altertum diente die Folter den Völkern (oder Staaten) als legales Mittel zur Beschaffung von Informationen oder Geständnissen. Im Gerichtswesen Athens und Roms galt die Zeugenaussage eines Sklaven nur dann als vertrauenswürdig, wenn sie unter der Folter gemacht worden war. Im republikanischen Rom wurde zunehmend auch der freie Bürger der Folter unterworfen. Die »Befragung« ging dabei weit über die einfache Erpressung von Geständnissen

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Folter als Phänomen der Gegenwart

Die Folter ist heute eine weltweit festzustellende Form politischer Verfolgung und Unterdrückung. In ihrer gegenwärtigen Form steht sie teilweise in Zusammenhang mit dem Allgemeingültigkeitsanspruch moderner Ideologien und dem alleinigen Herrschaftsanspruch der sie tragenden politischen Kräfte, so wie sich dies zum ersten Mal in Gestalt der Jakobinerdiktatur in der Zeit der Französischen Revolution von 1789 zeigte. In den Diktaturen und totalitären Staaten des

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Zeithistorische Erscheinungsformen

Mit dem System der Konzentrationslager lieferte das nationalsozialistische Deutschland das grausamste Beispiel der Massenfolter im 20. Jahrhundert, wobei nicht allein aktive politische Gegner und Widerstandskämpfer, sondern auch missliebige Personengruppen (v. a. Juden, aber auch Sinti und Roma, Zeugen Jehovas u. a.) den willkürlichen, häufig aber auch mit bürokratischer Akribie ausgesuchten Foltermethoden zum Opfer fielen. Neben grausamen Verhörweisen, Arbeits-, Unterbringungs- und Versorgungsbedingungen

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Internationale Maßnahmen zur Bekämpfung der Folter

Internationale Ächtung erfuhr die Folter in der »Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte« von 1948. Die vier Genfer Konventionen des Internationalen Roten Kreuzes (1949) verbieten – völkerrechtlich verbindlich – die Folter ohne Einschränkung (als Mittel im bewaffneten Konflikt) und stellen sie unter Strafe. 1975 verabschiedete die UNO eine »Erklärung über den Schutz aller Personen vor Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe«; dieses Dokument enthält zugleich eine Aufzählung von Mechanismen zur Durchsetzung des

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Das Folterverbot in der Krise

Zu Beginn des 21.  Jahrhunderts ist das Folterverbot faktisch und rechtlich unter Druck geraten. Nach dem 11. 9. 2001 sind Berichten zufolge zahlreiche Gefangene in den USA, in Afghanistan und auf dem amerikanischen Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba bei Verhören misshandelt worden. Weltweit bekannt geworden sind die Bilder der von amerikanischen Besatzern misshandelten Gefangenen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib. Nach einem internen Bericht der US-Armee (Taguba-Report) wurden inhaftierte Personen u. a. geschlagen, getreten und mit

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Weiterführende Literatur:

M. Schmoeckel: Humanität u. Staatsräson. Die Abschaffung der Folter in Europa
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Quellenangabe
Brockhaus, Folter. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/folter