Französische Literatur
Französische Literatur, Bezeichnung für Literatur in französischer Sprache.
Nach der Gliederung
(11 von 26 Wörtern)Von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert
Älteste Zeugnisse
Die ältesten Zeugnisse der französischen Literatur sind dynastische und völkerrechtliche Texte (»Les serments de Strasbourg«) und im weitesten Sinne missionarische Texte, durch die der Bevölkerung das Evangelium in der jeweiligen (romanischen oder germanischen) Landessprache vermittelt werden sollte;
(37 von 264 Wörtern)Höfischer Roman, Heldenepos, Fabliaux
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts bildeten sich als neue literarische Gattungen Versroman und Verserzählung aus, in deren Mittelpunkt die höfische Kultur und Lebenswelt des Hochmittelalters und die ritterliche Liebe stehen. Zwei Stoffkreise – ein antiker und ein keltischer – standen im Mittelpunkt dieser Gattung. Die Werke der klassischen Antike wurden den Vorstellungs- und Lebensformen der Zeit anverwandelt und
(56 von 397 Wörtern)Troubadourlyrik, Mirakel- und Mysterienspiele
Im 12. und 13. Jahrhundert nahm in Frankreich die Lyrik einen wichtigen Platz ein. Zur volkstümlichen Lyrik gehörten u. a. die episch gefärbten, romanzenartigen »Chansons d'histoire« und die »Chansons de toile«, die »Rondeaux« und »Virelais« (Tanzlieder), die »Rotrouenges« (Lieder mit Kehrreim), »Pastourelles« (Liebeslieder der Hirten) und die »Reverdies« (Frühlingslieder). Durch die Höfe,
(50 von 354 Wörtern)14./15. Jahrhundert – Hinwendung zur Lebenswirklichkeit
Mit dem wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg des städtischen Bürgertums entwickelten sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts von der aristokratisch-höfischen Kultur abweichende Lebensformen, die literarisch dargestellt wurden. Von der höfischen Poesie unterschied sich die Dichtung des späten Mittelalters durch die (teils satirische) Hinwendung zur Lebenswirklichkeit und eine Akzentuierung des Sinnenhaften und des derb Sinnlichen. Deutlich geprägt durch den Wandel von Lebenshaltung und Weltanschauung im späten Mittelalter ist der allegorische Rosenroman (»Roman de la Rose«), dessen (unvollendeter) erster Teil zwischen 1225 und
(80 von 601 Wörtern)16. Jahrhundert: Renaissance und Humanismus
Die Anfänge der humanistischen Kultur
Mit dem Eingreifen französischer Könige in die politischen Auseinandersetzungen in Oberitalien seit dem Ende des 15. Jahrhunderts wuchs das Interesse der französischen Eliten an der italienischen Renaissancekultur, am Renaissancehumanismus und an der antiken Kultur. Franz I. zog italienische
(37 von 263 Wörtern)Die Anfänge der neufranzösischen Lyrik
Die Lyrik der Renaissance begann gleichfalls mit Übersetzungen. C. Marot, der die erste französische Psalmenübersetzung vorlegte (als Anhänger der Reformation war er Verfolgungen ausgesetzt), steht mit seinen eigenen lyrischen Werken zwischen mittelalterlichen Traditionen und der Formensprache
(35 von 246 Wörtern)Das Drama der Renaissance
Nach dem Vorbild der Antikenrezeption in der italienischen Renaissance wurde auch in Frankreich das antike
(15 von 106 Wörtern)Die Prosa
In der Erzählprosa wurden ebenfalls Formen der italienischen Renaissancedichtung übernommen. So verweist das in Novellenform gehaltene »Heptaméron« (herausgegeben 1559) der Margarete von Navarra (der Schwester Franz' I.) auf das Vorbild des »Decamerone« von Boccaccio. Humanistisch gebildet und neuplatonischem
(38 von 265 Wörtern)17. Jahrhundert: Zeitalter der Klassik
Historische und kulturelle Grundlagen
Die Regierung Heinrichs IV. hatte nach den konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts eine Periode inneren Friedens eingeleitet, der nach der Ermordung des Königs 1610 jedoch eine Zeit erneuter politischer Instabilität gefolgt war. Die Politik Richelieus und (nach
(36 von 253 Wörtern)Die Salons und ihre Literatur
Eine wichtige Funktion für die Entwicklung des klassischen Stils hatten die das kulturelle Leben entscheidend mitprägenden, meist von adligen Damen begründeten Salons (zum Beispiel der Marquise Catherine
(27 von 190 Wörtern)Die Herausbildung der klassischen Doktrin
Die Bezeichnung »barock« für die französische Literatur des 17. Jahrhunderts ist problematisch. Für die Salonkultur trifft sie zu, ebenso für das Theater der ersten Jahrzehnte, das von komplizierter dramatischer Aktion, extremen Handlungsumschwüngen, unwahrscheinlichen Episoden und einer Mischung der Stile gekennzeichnet war (u. a. A. Hardy, T. de
(43 von 302 Wörtern)Das klassische Drama
Die Aufführung des »Cid« von P. Corneille (1637; deutsch »Der Cid«) hatte einen literarischen Streit wegen Nichtbeachtung der klassischen Regeln ausgelöst, der u. a. in der Académie française ausgetragen wurde; mit den folgenden Stücken (darunter
(33 von 232 Wörtern)Die Literatur neben dem klassischen Drama
Eine Zusammenfassung der klassisch-rationalistischen Dichtungskonzeption nahm N. Boileau-Despréaux in dem Lehrgedicht »L'art poétique« (1674; deutsch »Die Dichtkunst«) vor. Das Plädoyer für eine vernunftgeleitete Poesie sowie die Nachahmung der idealtypisch verstandenen »Natur« und Antike entsprang dabei der Überzeugung von der zeitlosen Gültigkeit eines ästhetischen Modells.
Ein wichtiger Repräsentant der klassischen französischen Literatur war auch J. de La Fontaine; obwohl das zeitgenössische Publikum v. a. seine erotischen Dichtungen schätzte, ging er in die Weltliteratur ein als Erneuerer der Fabel: Er übertrug die antiken Quellen in
(80 von 587 Wörtern)Die Vorboten der Aufklärung
In der Querelle des anciens et des modernes, der von C. Perrault 1687 ausgelösten Literaturdebatte, erklärten zahlreiche Autoren die ästhetischen Normvorstellungen der klassischen Doktrin als unvereinbar
(25 von 178 Wörtern)18. Jahrhundert: Aufklärung und Klassizismus
Historische und gesellschaftliche Grundlagen der Aufklärung
Im Rückgriff auf rationalistische und skeptische Traditionen und vor dem Hintergrund absolutistischer Willkürherrschaft sowie scheiternder innenpolitischer Reformansätze verstärkte sich während des 18. Jahrhunderts die politische und philosophische, soziale, religiöse und allgemein kulturelle Kritik.
(32 von 226 Wörtern)Drama und Roman bis 1750
Die französische Literatur blieb im 18. Jahrhundert weitgehend der Formensprache der Klassik treu, erfüllte sie aber mit neuem Gehalt, zum Teil löste sie sich auch von den ästhetischen Traditionen. Im Bereich der Tragödie sprach sich A. Houdar de La Motte gegen Versform und Einheitsregeln sowie die Beschränkung auf ein Figurenrepertoire der antik-mythologischen Überlieferung
(51 von 364 Wörtern)Die Blütezeit der Aufklärung
C. de Montesquieu plädierte mit seinem Briefroman »Lettres persanes« (1721; deutsch u. a. als »Persische Briefe«) durch die Gegenüberstellung von orientalischen und europäischen Wertvorstellungen für kulturelle Toleranz; gleichzeitig deutete er durch die Haremsrevolte in der Heimat der beiden persischen Reisenden die Befreiung der Frau aus den Fesseln des Patriarchats an. Er prägte das neuzeitliche historische Denken, indem er (anders als z. B. noch Bossuet) Geschichte nicht mehr als Schauplatz göttlicher Vorsehung, sondern aus geografischen und gesellschaftlichen Bedingungen heraus verstand. Ebenso basiert seine Staatstheorie
(80 von 964 Wörtern)Der Klassizismus der Revolutionszeit
Die französische Literatur während der Französischen Revolution und bis in die Zeit des Empire war – u. a. entsprechend der
(18 von 123 Wörtern)Von 1800 bis zum Ersten Weltkrieg: Von der Romantik zur Moderne
Vorromantik
Die Französische Revolution hatte – außer der politischen – eine gesellschaftliche Neuordnung bewirkt, die der aristokratisch geprägten Salonkultur ein Ende setzte. Schriftsteller, die der liberalen Opposition zugehörten, verließen das Frankreich Napoleons I. und schrieben über die Exilerfahrungen. Die berühmteste Emigrantin, Germaine de Staël, leitete in ihrem Werk »De la littérature ...« (1804; deutsch »Über Literatur ...«) aus
(52 von 370 Wörtern)Romantik
Die eigentlich romantischen Schriftsteller sammelten sich seit den 1820er-Jahren in den Cénacles zunächst um C. Nodier, später um V. Hugo. Die Lösung von den Normen der Klassik war verbunden mit einer Konzeption der Literatur als eines Mediums, durch das die zeitgenössische Befindlichkeit in ihren Widersprüchen darstellbar wurde. Es war die Erfahrung des Verlusts der alten Ordnungen, zum Teil auch des Fortschrittsglaubens der Aufklärung, die die Suche nach einer neuen (philosophisch, religiös oder humanitär verstandenen) Idealität auslöste. Das neue Dichtungs- und Selbstverständnis wurde
(80 von 738 Wörtern)Die realistischen Romane
Die Romane Stendhals und H. de Balzacs, die sowohl historischen als auch zeitgenössischen Hintergrund haben, stehen am Beginn des großen realistischen Romans der französischen Literatur. Realistische Züge kennzeichnen auch die Novellen Mérimées, die vielfach romantische Motive und zum Teil exotische Milieus verarbeiten. In »Carmen« (1845; deutsch) schuf er den archetypischen Charakter einer Verführerin und »femme fatale«,
(56 von 399 Wörtern)Die Lyrik des Parnasse
Gegen eine für religiöse, moralische oder politische Zielsetzungen engagierte Literatur und auch gegen die Indienstnahme der Literatur für außerliterarische Zwecke setzte T. Gautier das Prinzip des L'art pour l'art
(28 von 198 Wörtern)Naturalismus
Seit der Jahrhundertmitte wurde der Positivismus A. Comtes mit seinem an der naturwissenschaftlichen Methode orientierten Bemühen um den Nachweis der Gesetzmäßigkeit aller Erscheinungen zur leitenden Theorie in verschiedenen Disziplinen (z. B. in der Religionswissenschaft E. Renans und der Historiografie H. Taines). Der positivistische Ansatz,
(40 von 282 Wörtern)Symbolismus und Décadence
Als Gegenbewegung zu Positivismus und Naturalismus entwickelte sich die symbolistische Dichtung. Sie wollte kein Abbild der Wirklichkeit bieten, sondern hinter den äußeren Erscheinungen zeichenhaft verborgene Seins- und Bewusstseinsschichten evozieren: An die Stelle begrifflich definierbarer Ideen trat die Vieldeutigkeit der Symbole; der Dichter will dunkel andeuten (französisch »suggérer«), nicht benennen. Charakteristika symbolistischer Poesie sind v. a.
(54 von 380 Wörtern)Literarische Tendenzen der Jahrhundertwende
Gleichermaßen gegen den positivistisch-deterministischen Zeitgeist wie die laizistische Politik der Dritten Republik formierte sich gegen Ende des Jahrhunderts die Bewegung des Renouveau catholique (zunächst v. a. mit L. Bloy, Huysmans, P. Claudel, C. Péguy, Jammes), die auf eine Erneuerung von Literatur und Gesellschaft aus dem Glauben heraus zielte. Sie verband sich zum Teil mit Bestrebungen nach nationaler
(53 von 376 Wörtern)Vom Ersten Weltkrieg bis 1945
Das Erlebnis des Ersten Weltkriegs, des Zusammenbruchs traditionell-abendländischer Wertvorstellungen, führte zur entscheidenden Zäsur in den politischen und gesellschaftlichen Positionen wie auch in den literarischen Richtungen. Für den Pazifismus und die Völkerverständigung engagierte sich R. Rolland, der von der neutralen Schweiz aus das Traktat »Au-dessus de la mêlée« (1914; deutsch »Über dem Kampfgetümmel«) veröffentlichte, wofür er in Frankreich, wo sich die meisten Schriftsteller und Intellektuellen der patriotischen »union sacrée« (dem »heiligen Bündnis«) anschlossen, heftig kritisiert wurde. Unmittelbares Erleben der Grauen des Krieges
(80 von 1517 Wörtern)Die literarische Entwicklung seit 1945
Die Lyrik
Nach 1945 nahm die Lyrik zunächst die Anregungen von Dadaismus und Surrealismus auf: Experimentell ausgerichtet war der »Lettrisme«, eine Art konkreter Poesie, die sich durch die Verselbstständigung lautlicher und grafischer Elemente der bildenden Kunst
(34 von 242 Wörtern)Die Dramatik
In der Dramatik waren nach 1945 zwei gegensätzliche Tendenzen zu unterscheiden: Zum einen die traditionellen Mustern folgenden Stücke, dazu gehören die Dramen aus dem Umfeld des Existenzialismus und die theaterwirksamen Werke J. Anouilhs. Völlig neue Wege beschritt dagegen das Theater des Absurden. Es zeigte – als dramatisches
(46 von 323 Wörtern)Der Roman
Wie das Theater des Absurden stellte auch der Nouveau Roman die Kohärenz der Welt infrage, was sich in neuartigen Erzähltechniken niederschlug. An die Stelle einer zusammenhängenden Handlung tritt ein vielschichtiges Netz von Bezügen. Traditionelle Romanfiguren treten höchstens am Rande in Erscheinung. Konstitutiv für die Darstellung ist eine (u. a. durch die phänomenologische Methode angeregte) rein deskriptive Technik; die oberflächenhaft-registrierende Beschreibung eröffnet keine Deutungen und Bedeutungen im herkömmlichen Sinn;
(67 von 473 Wörtern)Nouvelle critique
Wichtige Impulse für die zeitgenössische französische Literatur gingen von der Literaturkritik aus. Bereits in den literaturtheoretisch-essayistischen Werken von G. Bataille, M. Blanchot und G. Bachelard war der im engeren Sinn
(27 von 188 Wörtern)Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts
Nach dem »terreur théorique« öffnete sich die französische Literatur in den 1970er-/80er-Jahren. Im Gegensatz zur hermetischen Selbstbezogenheit des Nouveau Roman wurden wieder Geschichten erzählt (Le Clézio, Sylvie Germain). Aus der seit dem Autorenkino existierenden engen Verbindung zwischen Literatur und Film etablierten sich Kriminalroman (Jean-Claude Izzo, * 1945, † 2000; Daniel Pennac, * 1944; Jean-Christophe Grangé, * 1961; Fred Vargas; Didier Daenickx, * 1949), Science-Fiction und Comic als breite Gegenkultur. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Film und Literatur äußerten sich in einem unkonventionellen Stil und einer verkürzten
(80 von 814 Wörtern)