Friedliche Revolution, im weiteren Sinn Bezeichnung für eine neuartige Sonderform grundstürzender gesellschaftlicher Umwälzung mit gewaltiger massenmobilisierender Wirkung und tief greifenden strukturellen Veränderungen, die in ihrem in der Regel unblutigen Ablauf im Wesentlichen ohne direkte Gewaltaktionen auskommt.

Im engeren Sinn bezeichnet es den Zusammenbruch des Ostblocks in einem einzigartigen ostmitteleuropäischen Revolutionszyklus (1989–91): Dominoartig wurden

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Die »nationaldemokratische« Form: Die friedliche Revolution in der DDR

Die friedliche Revolution in der DDR lässt sich in eine Phase der Hoffnung auf demokratische Reformierung (Oktober/November 1989) und in eine nationalrevolutionäre Phase einteilen (ab 9.11.). Der Wechsel war gleitend und ließ die Revolution nach der ersten freien Volkskammerwahl am 18.3.1990 in den Prozess der Wiederherstellung der deutschen Einheit übergehen.

Im Verlauf der Revolution wandte die Staatsmacht zuerst am 2.10.1989 in Leipzig, am 4./5.10. in Dresden und am 7.10. in Berlin brutal Gewalt an. Darüber hinaus waren die Führung der

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Die europäische Freiheitsrevolution

Der Sieg der demokratischen und friedlichen Revolution in der DDR war substanziell mit dem Erfolg der friedlichen Revolution in den anderen Staaten des sowjetischen Machtbereiches in Mittel-, Ost- und Südosteuropa verbunden. Dabei gab es in Ungarn und Polen friedliche Machtübergaben, in der ČSSR, Bulgarien und Albanien eine Abdankung der herrschenden kommunistischen Parteien nach Massenprotesten, den Ausbruch aus dem direkten Herrschaftsbereich der KPdSU durch Erlangen der staatlichen Unabhängigkeit in den baltischen Staaten und einen bewaffneten Aufstand in Rumänien.

In allen realsozialistischen

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Systemwechsel durch Revolution: Begriffsvielfalt und Forschungsstand

Im Spätherbst 1989 war es sowohl in der Politik als auch in der deutschen Publizistik fast selbstverständlich, von einer

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Das Ende der DDR: Revolution oder »Wende«?

Trotz aller Forschungsfortschritte sind heute, aus wissenschaftlicher Sicht, unzureichende bis indiskutable Begriffe wie »Aufbruch«, »Umbruch«, »Zusammenbruch«, »Implosion«, »Umsturz«, »Kollaps der DDR« gebräuchlich. Im alltäglichen Sprachgebrauch dominiert der sozialwissenschaftlich nicht fassbare und auf den letzten Generalsekretär der SED, E. Krenz, zurückgehende Begriff »Wende« (Fernsehansprache vom 18. 10. 1989), der vielleicht gerade wegen seiner Beliebigkeit und Neutralität bleibend sein wird. Für die Unbeteiligten erfordert »Wende« kein weiteres Nachdenken, Altkommunisten

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Forschungskontroverse: Ein neuartiger Revolutionstyp?

Die methodische und definitorische Auseinandersetzung um zentrale Begriffe deutscher Zeitgeschichte, um Revolution und Konterrevolution, um Widerstand, Opposition, Dissidenz sowie um widerständiges Verhalten, ist noch nicht abgeschlossen. Oft wird die Meinung vertreten, es könne sich bei den Ereignissen 1989/90 in Ostdeutschland um keine Revolution handeln, da die DDR an innerem Systemversagen kollabiert sei. Außerdem wird betont, es könne nur von einem endogenen Zusammenbruch von Regime, System und Staat die

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Quellenangabe
Brockhaus, Friedliche Revolution. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/friedliche-revolution