Nation [französisch, von lateinisch natio, nationis, »Geschlecht«, »Volk(sstamm)«, zu natum, Partizip Perfekt von nasci »geboren werden«] die, -/-en, Begriff, der im historischen und politischen, aber auch im kulturphilosophischen und staatsrechtlichen Denken Europas seit dem späten 18. Jahrhundert den Rahmen bezeichnet, innerhalb dessen neben kultureller Eigenständigkeit auch politische Selbstständigkeit (Souveränität

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Zur Begriffsgeschichte

Bereits die Begriffsgeschichte zeigt sowohl den engen Zusammenhang eines mit dem Anspruch universaler Geltung auftretenden Nationsbegriffs mit der neuzeitlichen europäischen Geschichte als auch die kulturell geschaffene Substanz des Begriffs Nation, der seine historische Bedeutung erst von den Wertungen und Einstellungen her bezieht, die ihm gegenüber entwickelt werden. Als Integrationsrahmen für »große, als Träger staatlicher Souveränität in Betracht kommende Gruppen« (E. Lemberg) wird die Nation erst unter den spezifischen politischen Bedingungen der Moderne wirksam. Demgegenüber bezeichnete lateinisch »natio« in der Antike und

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Funktionen der Nation

Die Funktion der Nation kann unter jeweiligen Zielsetzungen wechseln und für vielfältige und konträre Zwecke in Anspruch genommen werden. Vorstellungen von der Nation haben neben außenpolitischen auch innenpolitische und sozialpsychologische Funktionen zu erfüllen; die Aktivierung nationaler Einstellungen erfolgt im Wechselspiel mit raschem sozialem Wandel und damit verbundenen Traditionsverlusten, ist zugleich aber auch ein Instrument der Mobilisierung und Modernisierung von Gesellschaften. Für die Bedeutung, die der Begriff

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Entwicklungstendenzen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war in Deutschland der Begriff der Nation aufgrund der propagandistischen Ausbeutung des Nationalen durch den Nationalsozialismus zunächst diskreditiert. Gleichzeitig erlebte die politische Idee der Nation jedoch in den »nationalen Befreiungskämpfen« ehemaliger Kolonien, also im Prozess der Entkolonialisierung, eine regelrechte Renaissance. Allerdings ist diese Orientierung an der Nation durch die nationalistische Propaganda von Diktaturen und Terrorregimes auch desavouiert worden. Zudem hat sich gezeigt, dass in vielen Staaten Afrikas

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Literatur

H. O. Ziegler, Die moderne Nation. Ein Beitrag zur politischen Soziologie (1931) 
F. Meinecke, Werke (hg. von H. Herzfeld u. a., Band 5: Weltbürgertum u. Nationalstaat) (21969) 
K. W. Deutsch u.a. (Hrsg.), Nation-building (Neuausgabe New York 1971)
N. Elias, Studien über die
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Quellenangabe
Brockhaus, Nation. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/nation