Rassismus der, Begriff aus der politischen und sozialen Sprache des 20. Jahrhunderts, der aber auch – nicht unumstritten – zur Bezeichnung bestimmter Erscheinungen von Diskriminierung in früherer Zeit herangezogen wird.

Im engeren Sinn kennzeichnet Rassismus die im 19. Jahrhundert ausformulierten Ideologien von aus der Natur der Menschen begründeten Rassenunterschieden und den darauf aufbauenden unterschiedlichen sozialen, moralischen und/oder biologischen Bewertungen natürlich-biologischer Unterschiede von Menschen aus einer distanzierenden, kritischen Perspektive. Seine aktuelle Bedeutung

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Zu Inhalt und Verwendung des Begriffs

Die Bezeichnung Rassismus trat zunächst in der Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Antisemitismus in Großbritannien in den 1930er-Jahren auf (z. B. M. Hirschfeld). Während der zuvor u. a. in der Völkerpsychologie und der Soziologie (L. Gumplowicz) gebrauchte Begriff »Rassenhass« noch die Existenz von Rassen voraussetzte, diente der Begriff in der Folgezeit v. a. der Mobilisierung

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Die soziale Funktion des Rassismus

Eine Ursache für die starke Verbreitung des Rassismus liegt sicherlich darin, dass er die komplizierten und nur teilweise durchschaubaren Prozesse menschlicher Wahrnehmung und der Einschätzung anderer Menschen unter der Bedingung von Ängsten, Unsicherheit und Interessenkonkurrenz auf die vereinfachende Gleichsetzung einiger gut sichtbarer äußerlicher Merkmale mit komplexen

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Zu Herausbildung und Geschichte des Rassismus

In der frühen Neuzeit bezeichnete der Begriff »Rasse« zumeist eher eine soziale als eine ethnische Differenzierung; so bedeutete im Frankreich des 16. Jahrhunderts Rasse zumeist »edle Abstammung«, worin eine Abgrenzung (im Sinn einer aristokratischen Selbstdefinition) gegenüber anderen Gruppen durch die Berufung auf »naturgegebene« Unterschiede zum Ausdruck kommt. Der im Rahmen der Naturwissenschaften im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte Rassenbegriff stellt immer auch ein Ausblenden der mit der Wortgeschichte schon verbundenen sozial abwertenden Bedeutung dar, sodass dem Begriff selbst bereits eine ideologische beziehungsweise

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Aktuelle Aspekte

Neben der historischen Kritik an Sklaverei, Völkermord, Vertreibung und den vielfältigen Formen von Diskriminierung sowie der politisch-moralischen Ächtung des Rassismus in der UN-Menschenrechtserklärung vom 10. 12. 1948 – die die Grundlage der antirassistischen Aktivitäten der UNESCO bilden – steht auch die Verwendung des Begriffs »Rasse« mit Bezug auf den Menschen in der Wissenschaft selbst zur Diskussion. Denn trotz vielfältiger Versuche ist

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Literatur

L. Poliakov u. a., Über den Rassismus. 16 Kapitel zur Anatomie, Geschichte u. Deutung des Rassenwahns (aus dem Französischen, Neuausgabe 1985) 
T. A. van Dijk, Rassismus heute. Der Diskurs der Elite u. seine Funktion für die Reproduktion
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Quellenangabe
Brockhaus, Rassismus. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/rassismus