Vor|urteil, Begriff der Philosophie, der Sozialwissenschaften und der Sozialpsychologie, der auch in der Alltagssprache, der Politik und der Selbstanalyse von Menschen einen zentralen Stellenwert einnimmt.

Grundlegend gemeinsam ist allen Definitionsversuchen, dass es sich – wie das Wort

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Verwendungsweisen des Begriffs

Im Wesentlichen lassen sich fünf Verwendungsweisen des Begriffs Vorurteil bestimmen:

  1. In den Sozialwissenschaften und der Sozialpsychologie bezeichnet er ein vorgefasstes, emotional gefärbtes, durch neue Erfahrungen oder Informationen nur schwer veränderbares, aber subjektiv für gültig erachtetes Urteil über (soziale) Sachverhalte (Personen, Geschlechterrollen, Gruppen, Religionsgemeinschaften, aber auch Ereignisse und Produkte, Ideensysteme und Ideologien), das ohne differenzierte Prüfung
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Begriffsgeschichte

Der dem lateinischen »praeiudicium« nachgebildete Begriff Vorurteil entstammt ursprünglich dem juristischen Sprachgebrauch; er bezeichnete ein gerichtliches Urteil, das dem endgültigen Urteil vorausging. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wird dann der Terminus Vorurteil in weiteren Zusammenhängen im heutigen Sinne gebraucht.

Vorläufer dieser Fassung des Vorurteilsbegriffs

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Neuere Forschungsansätze

Im Rückgriff hierauf stand die Erforschung der Vorurteile in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts v. a. unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die sich in wesentlichen Bereichen auf die soziale Organisation von Vorurteilen, insbesondere den Antisemitismus, stützte. Mit unterschiedlichen Akzentsetzungen im Einzelnen verbanden sich nach 1945 Psychoanalyse, marxistische Gesellschaftstheorie und liberale Konzepte der Individual- und Sozialpsychologie, zumal US-amerikanischer Provenienz, zur Erforschung der gesellschaftlichen Funktion von Vorurteilen und ihrer individuellen, gruppenbezogenen und kollektiven Grundlagen. Damit schufen sie einen bis heute in seinen Grundannahmen

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Möglichkeiten zur Bewältigung von Vorurteilen

In dem Maße, in dem das Vorhandensein von Vorurteilen sowohl den Ansprüchen einer empirisch prüfbaren Wissenschaftlichkeit als auch einer in der demokratischen Kultur erforderlichen diskursiven Verschränkung und Relativierung von Urteilen als Wahrheitsaussagen zuwiderläuft, werden Vorurteile als anachronistische Hindernisse auf dem Weg zu einer vernünftigen, reflexiven, offenen und kommunikativ veränderbaren Gesellschaft gesehen. Als Muster und Grundlage von Diskriminierung widersprechen sie den mit der modernen Gesellschaft verbundenen Gleichheitsvorstellungen und konterkarieren mit ihrer Subsumierung von Individuen unter Gruppeneigenschaften das auf das Individuum als

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Literatur

M. Horkheimer: Über das Vorurteil (1963);
M. Sherif: In common predicament. Social psychology of intergroup conflict and cooperation (Boston, Massachusetts, 1966);
G. W. Allport: Die Natur des Vorurteils (aus dem Amerikanischen,
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Quellenangabe
Brockhaus, Vorurteil. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/vorurteil