Zivilisation [französisch civilisation, englisch civilization, zu lateinisch civilis »den Bürger betreffend«, »bürgerlich«; aus dem Französischen und Englischen des 18. Jahrhunderts dann in andere Sprachen übernommen], zentral stärker im alltäglichen und mitunter auch politischen

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Dimensionen und Funktionen

In seiner Breite bietet der Begriff Zivilisation zugleich auch einen Rahmen beziehungsweise ein Strukturierungsmodell für die Anordnung historischer Entwicklungen (z. B. in Form von Stufenmodellen, Aufstiegs- und Verfallsgeschichten oder einer Spirale, aber auch entlang einer Metaphernfolge wie Wachstum, Blüte und Verfall oder Ähnlichem) und damit verbunden auch für vergleichende Betrachtungen beziehungsweise Zuordnungen verschiedener Völker, Kulturen oder sonstiger Erscheinungsformen und Entwicklungen der

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Begriffsgeschichte als Sozialgeschichte

Den Versuch einer Geschichte des Begriffs Zivilisation als Beitrag zu einer Sozialgeschichte Europas seit dem Hochmittelalter legte Elias, wenn auch zum Teil mit heute überholten beziehungsweise modifizierten Einzelergebnissen, bereits 1936 vor. Trotz seiner lateinischen Wurzel »civilis«, seiner antiken Anklänge und seiner griechischen Entsprechung (politiké

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Geschichtliche Entwicklung

Entsprechende Vorgaben zu dieser Entwicklung finden sich freilich schon in der Antike, in der das von lateinisch civis (»Bürger«) abgeleitete Adjektiv »civilis« die Eigenschaften und Lebensverhältnisse eines Bürgers, in der Spätantike auch geordnete Lebensverhältnisse und entsprechend zivilisierte Sitten im Allgemeinen bezeichnen kann. Dabei ist der Begriff, der in der Antike in Absetzung zu »wild« beziehungsweise »unzivilisiert« und »barbarisch« gebraucht wird, in der Regel positiv besetzt und hat neben der räumlichen auch eine politische Bedeutung, die beide auch im Mittelalter erhalten

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Zwiespälte und Differenzlinien

In einem umfassenden Sinn bezeichnet Zivilisation den Zustand einer Gesellschaft, die sich ihrem Selbstverständnis nach durch einen weit entwickelten Stand gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, technischer und nicht zuletzt soziokultureller und institutioneller Entwicklungen (z. B. Arbeitsteilung, politische Institutionen, Geldverkehr und Fernhandel und die Ausbildung eines Wissenschaftssystems) auszeichnet und entsprechend normierte und differenzierte Verhaltensstandards und Rollenerwartungen für den Einzelnen ausgebildet hat, sodass sie die mentalen, sozialen, rechtlichen, ökonomischen und kulturellen Voraussetzungen für die geforderten Leistungen bietet. Zivilisation ist in dieser Hinsicht mit Pluralismus, Toleranz, Wohlstand

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Aktuelle Diskussionsansätze

In der heutigen Diskussion lassen sich mit dem Begriff der Zivilisation drei unterschiedliche Bedeutungsebenen ansprechen: 1) der entwickelte Zusammenhang materiell-technischer und geistig-wissenschaftlicher sowie kultureller, religiöser und politischer Gebilde und der dazugehörigen Verhaltensmuster im Sinne der Kulturanthropologie Tylors, die allerdings zugleich auch als Grundlagen und Rahmenbedingungen demokratisch verfasster moderner Gesellschaften und ihres Pluralismus gesehen werden müssen; 2) die

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Quellenangabe
Brockhaus, Zivilisation. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/zivilisation