öffentliche Meinung, Begriff aus der politischen Sprache, der neben historischen, publizistischen und sozialwissenschaftlichen Bezügen auch eine normative Ebene im Selbstverständnis und in den Gestaltungsmöglichkeiten moderner Industriegesellschaften und liberaler Politik bezeichnet und so zu einer zentralen Kategorie politischer

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Bedeutungsbereiche

Im heutigen Sprachgebrauch lassen sich fünf Bedeutungsbereiche unterscheiden: 1) Allgemein bezeichnet öffentliche Meinung die Gesamtheit aller von den Mitgliedern einer Gesellschaft geäußerten Einstellungen, Vorstellungen und Ansichten, also eine Art Meinungsklima, dessen Existenz und Funktionen sich bis in die Versammlungen der antiken Stadtgesellschaften zurückverfolgen lassen.

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Geschichte und Diskussion des Begriffs

Der Begriff tritt Ende des 18. Jahrhunderts im Deutschen als Übersetzung des französischen »opinion publique« beziehungsweise des englischen »public opinion« auf und wird u. a. durch die Publizistik J. G. A. Forsters und die Debatten um die Französische Revolution schnell verbreitet. Dabei bezeichnet der Begriff – zunächst im Rahmen eines traditionellen Politikverständnisses – eine Meinung, die sich auf »das, was mit den Geschäften und der Regierung des Staates zu tun hat« (Kurt Lenk, * 1929, † 2022; Michael Stolleis, * 1941, † 2021), bezieht, wird aber bereits auch als Ausdruck beziehungsweise Sammlung

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Öffentliche Meinung in Geschichte und Gegenwart

Auch vormoderne Gesellschaften kannten bereits die mit dem Begriff öffentliche Meinung angesprochenen Erscheinungen kollektiv sich artikulierender Einstellungen, Ansichten und Forderungen. Begriffe wie griechisch »doxa«, lateinisch »vox populi«, »fama«, »rumor« und »opinio«, deutsch »Meinung« und »Geschrei« nehmen auf entsprechende kollektive Erfahrungen und Verhaltensmuster Bezug, wie sie in der antiken Städtekultur oder in den Großgruppenprozessen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaftsgeschichte in Erscheinung getreten sind. Sie beschreiben die Macht entsprechender Vorstellungen (»Vox populi vox Dei«, »Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes«;

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Kontroverse Perspektiven

Forschungsthemen zur öffentlichen Meinung sind v. a. die Regeln, nach denen Themen besetzt und entwickelt werden, die Bedeutung von Machtgruppen im Feld der öffentlichen Meinung (Meinungsführer), die Prozesse der Meinungsbildung und deren Verlauf, auch das Überlagern und Durchmischen unterschiedlicher Themen. Im Zentrum solcher Forschungen stehen u. a. die Wechselbezüge von innenpolitischen Strömungen und gesellschaftlichen Vorstellungen (»Meinungsklima«) zu außenpolitischen oder anderen durch Regierungen getragenen Handlungen. Andererseits kann die Präsenz der durch Massenmedien vermittelten Fakten auch zu einer Korrektur von Einstellungen in der öffentlichen

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Literatur

E. Fraenkel: Öffentliche Meinung u. internationale Politik (1962);
W. Lippmann: Die öffentliche Meinung (aus dem Amerikanischen, 1964; Nachdruck 1990);
M. de Certeau: Die Kunst des Handelns (aus dem Französischen, 1988);
Öffentliche
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Quellenangabe
Brockhaus, öffentliche Meinung. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/öffentliche-meinung