Liebe [mittelhochdeutsch liebe, althochdeutsch lioba, liubī, zu liob »geliebt«], die mit der menschlichen Existenz gegebene Fähigkeit, eine intensive gefühlsmäßige, zumindest der Vorstellung nach auf Vertrauen und Dauer angelegte und entsprechend positiv erlebte Beziehung zu einem anderen

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Evolution und biologische Grundlagen

In der Evolutionsbiologie wird die Liebe als Teil einer langfristigen sexuellen Strategie angesehen, die dazu dient, den Fortpflanzungserfolg zu maximieren. Es wird davon ausgegangen, dass sich Verhaltensweisen durchsetzten, die den Individuen beziehungsweise ihren Nachkommen einen Überlebensvorteil brachten. Nach I. Eibl-Eibesfeldt liegt die Wurzel der Liebe in der Mutter-Kind-Bindung, die sich im Zuge der intensiven Brutfürsorge bei den Säugetieren

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Biochemische Erklärungsversuche

Die Liebe als Gesamtheit von Gefühlsregungen zwischenmenschlicher Verbundenheit spielt sich stets vor dem Hintergrund hormoneller Regulation ab. Denn neben kulturellen Codierungen und Kommunikationsformen steuern auch Sinnesreize und chemische Botenstoffe das menschliche Verhalten und spielen damit bei der Wahl des Sexualpartners eine maßgebliche Rolle. Sexuallockstoffe, so genannte Pheromone, fungieren im Tierreich als chemische Signale, welche über weite Distanzen Kopulationsbereitschaft übermitteln. Bei Säugetieren einschließlich des Menschen scheint den im Schweiß enthaltenen Steroiden sowie

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Kulturelle Deutungsmuster

Da Liebe zwischen Menschen mit der »Natur« des Menschseins verbunden ist, zugleich aber der individuellen Ausgestaltung ebenso sehr bedarf wie einer kulturellen Einbindung, bleibt ihre begriffliche Bestimmung an die Entwicklungslinien religiöser, philosophischer, gesellschaftlich-sozialer und nicht zuletzt literarisch-ästhetischer Auffassungen von Mensch und Welt gekoppelt und erhält von hier aus ihre jeweilige Bedeutung. Solche Bemühungen haben neben einer Fülle unterschiedlicher Klassifikationen und Liebesbegriffe immer auch Ausgrenzungen, Tabuisierungen und Abwertungen bestimmter Erscheinungsformen der Liebe (z. B. gleichgeschlechtliche Liebe; v. a. im christlichen Abendland eine lang

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Klassifikationen und Kulturgeschichte

Insofern Liebe mit der Erfahrung eines Überschreitens, eines die Person Transzendierenden verbunden ist, steht sie als Kulturprodukt den Deutungsmöglichkeiten der mit den Erfahrungen des Transzendenten und Imaginären befassten Sinnsysteme (Religion, Philosophie, Kunst) ebenso offen wie den stärker auf innerweltliche und systematische Erfassung hin orientierten Disziplinen Anthropologie, Psychologie und Soziologie.

Von weitreichender Bedeutung für eine Typologie der Liebe erwies sich im europäischen Kontext die bei Platon bereits vorgebildete, in der antiken, dann christlichen Philosophie ausgeformte Dreistufung des Liebesstrebens: 1) als körperlich-sinnliches

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Aktuelle Diskussion

Heutige Vorstellungen über die Liebe sind dadurch gekennzeichnet, dass die Zeichen und Erklärungsmuster, die von der Liebe handeln (u. a. in Werbung, Massenmedien, beratender und aufklärender Literatur; nicht zu vergessen die großen Liebesmythen von »Tristan und Isolde« und »Romeo und Julia« bis zu »Casablanca«), in ihrer Vielfalt zugenommen haben, dass zugleich aber die soziale Verbindlichkeit der Liebescodes dadurch und durch entsprechende kulturelle und soziale Veränderungen wie die Auflösung

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Werke

Weiterführende Literatur:

A. u. W. Leibbrand: Formen des Eros. Kultur- u. Geistesgeschichte der Liebe, 2 Bde. (1972);
H. Kuhn: »Liebe«. Geschichte eines Begriffs (1975);
S. Marcus: Umkehrung der Moral. Sexualität u. Pornographie im viktorianischen England (aus dem Amerikanischen, 1979);
J. Solé: Liebe in der westlichen Kultur (aus dem Französischen, 1979);
V. Sigusch: Vom Trieb u. von der Liebe (21984);
S. Kakar u. J. Ross: Über
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Quellenangabe
Brockhaus, Liebe. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/liebe