Gender [ˈdʒendə; englisch, von lateinisch genus »Geschlecht«] Bezeichnung für Geschlecht als gesellschaftlich bedingter Sachverhalt; zunächst bezeichnete der Begriff im Englischen v. a. das grammatische Geschlecht (»Genus«) im Unterschied zur biologischen Geschlechtszugehörigkeit (englisch »Sex«).

Mit Beginn der sog. Neuen Frauenbewegung und der

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Zur kritischen Funktion der Unterscheidung von Sex und Gender

Mit Hilfe des Begriffs Gender sollte die Aufmerksamkeit auf die soziokulturelle Konstruktion von Geschlechtlichkeit gelenkt werden. Dieser Kritikprozess ging einher mit einer doppelten Relativierung der bis dahin weitgehend für »natürlich« gehaltenen Geschlechtsunterschiede, einer Relativierung, die aus dem Vergleich mit anderen Geschlechterkonzeptionen in vergangenen oder räumlich entfernten gegenwärtigen Kulturen resultierte. So wurde in historischer Perspektive gezeigt, dass die bis in die 1960er-Jahre vorherrschende Auffassung eines natürlich verankerten »Wesens« der Geschlechter ein Produkt gesellschaftlicher Umbrüche im 18. Jahrhundert war. Erst in dieser Zeit

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Gender als begriffliche Asymmetrie in Kultur- und Denkgeschichte

Neben der sozialstrukturellen Ebene (von Ungleichheit und Macht/Gewalt) ist die kulturell-symbolische Ebene für die Konstruktion von Gender von kaum zu überschätzender Bedeutung. Mythen, Religionen und viele Kunstformen haben immer auch zentral Sex und Gender zum Thema gehabt. Dabei bilden solche symbolischen Formen ebenso wie die Sprache selbst nicht einfach soziale Geschlechterunterschiede ab, sondern sie tragen auch ihrerseits dazu bei, wie das Geschlechterverhältnis aufgefasst wird. Dabei liegen die Gründe für das auch hier deutliche Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern weniger darin, dass

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Zur sozialen Konstruktion des körperlichen Geschlechts

Seit den 1990er-Jahren wird die Unterscheidung von Sex und Gender mit dem Argument kritisiert, auch Sex, das körperliche Geschlecht, sei kein vorfindliches und unveränderbares Naturding, sondern beladen mit kulturellen Bedeutungen, ja sogar erst Ergebnis gesellschaftlicher Kategorisierungen – und damit selbst zentraler Bestandteil von Genderkonstruktionen. Dies lässt sich zeigen anhand der sozialen Praktiken, in denen Geschlechtszugehörigkeit unmittelbar nach der Geburt bestimmt wird.  Zwar ist die an den primären Geschlechtsmerkmalen orientierte Methode in 97 % der Fälle eindeutig, und die Wirklichkeit der organischen Ausstattung

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Geschlecht (Gender) und Macht

Gender organisiert die Gesellschaft

  1. auf individueller Ebene (Gender in Interaktionen und Handlungen; Geschlechtsidentität);
  2. auf sozialstruktureller Ebene (Ökonomie und Institutionen wie Familie, Recht und Politik);
  3. auf kulturell-symbolischer Ebene (Kunst, Theater, Mythos, Literatur, Sprache, Religion u. a.).
Alle drei Ebenen gesellschaftlicher Realität sind durch Machtbeziehungen bestimmt, die ihrerseits(45 von 317 Wörtern)

Geschlechtsidentität

Ungleichheit aufgrund von Gender zeigt sich bereits an unterschiedlich starker und qualitativ anderer Aufmerksamkeit auf Mädchen und Jungen in Familie, Kindergarten und Schule, wie zahlreiche Untersuchungen belegen. Immer noch wird von Mädchen eher »weibliches« und von Jungen eher »männliches« Verhalten erwartet und entsprechend gefördert, und zwar weitgehend unabhängig von den entsprechenden Motiven der beteiligten Erwachsenen und von ihnen unbemerkt (»geschlechtsspezifische Sozialisation«). Zwar weichen Individuen von gesellschaftlichen

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Familie und Gender

Neben dieser Ebene einer unumgänglichen Geschlechtsidentität, die in Interaktionen immer wieder bestätigt werden muss, konstituiert Gender die Institution Familie. Damit ist nicht gemeint, dass ohne Zweigeschlechtlichkeit (im Sinn von »Sex«) auch mit den Mitteln moderner Gen- und Reproduktionstechnologie keine Reproduktion der Art möglich ist. Denn die bloßen Umstände von Schwangerschaft und Geburt müssten nicht zu der modernen Kleinfamilienform mit Vater,

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Das Gender der Ökonomie

Der »Genderisierung« (englisch »genderization«) der Familienarbeit entspricht auf der anderen Seite die Vergeschlechtlichung der Berufsarbeit als tendenziell »männlicher« Bereich. Eine wesentliche Erkenntnis der feministischen Forschung der 1970er-Jahre besteht darin, dass für die Untersuchung ökonomischer Zusammenhänge der große Sektor unbezahlter Arbeit nicht ausgelassen werden darf, da sie wechselseitig aufeinander verweisen: Die Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt setzt voraus, dass diejenigen, die dort arbeiten, sich

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Werke

Weiterführende Literatur:

A. Dietzen: Soziales Geschlecht. Soziale, kulturelle u. symbolische Dimensionen des Gender-Konzepts (1993);
Genus. Zur Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften, hg. v. H. Bußmann u.
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Quellenangabe
Brockhaus, Gender. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/gender