Ungarn, ungarisch Magyarország [ˈmɔdjɔrorsaːg]

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Landesporträt

Ungarn ist eine parlamentarische Republik in Mitteleuropa mit der Hauptstadt Budapest. Der Binnenstaat umfasst den größten Teil des Pannonischen Beckens. Eine weite Tiefebene nimmt den Südosten des Landes ein (Puszta), im Norden und Westen erheben sich Berg- und Hügelländer. Die Donau trennt Ungarn in Transdanubien und Alföld.

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Geografie

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Landschaft

Ungarn grenzt im Norden an die Slowakische Republik, im Nordosten an die Ukraine (Gebiet Transkarpatien), im Osten an Rumänien, im Süden an Kroatien sowie an die Republik Serbien (Provinz Wojwodina), im Südwesten an Slowenien und im Westen an Österreich (Burgenland).

Ungarn liegt überwiegend im vom alpidischen Gebirgssystem (im Westen, Norden und Süden) umschlossenen Pannonischen Becken

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Klima

Geografische Breite, Becken- und Binnenlage bedingen ein gemäßigt kontinentales Klima, das atlantischen und

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Vegetation

Die zum mitteleuropäischen Florengebiet zählende natürliche Vegetation hat sich nur noch in den Gebirgswäldern und Flussauen erhalten.

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Gesellschaft

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Bevölkerung

84,1 % der Bevölkerung bezeichnen sich als Ungarn; daneben gibt es 13 nationale Minderheiten: Deutsche (1,3 % der Bevölkerung), vor allem in der Umgebung von Budapest, um Pécs, im Südteil des Donautals und nahe der österreichischen Grenze; Slowaken (0,3 %), vor allem im Südosten

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Religion

Die Verfassung (Artikel 60) garantiert die Religionsfreiheit und schreibt die Trennung von Staat und Religion als Verfassungsgrundsatz fest. Grundlage der Religionspolitik ist das 1990 in Kraft gesetzte und im Januar 2012 grundlegend neu gefasste Gesetz über das »Recht zur Religions- und Gewissensfreiheit sowie Rechtsstellung der Kirchen, Religionskonfessionen und Religionsgemeinschaften«, das u. a. die staatliche Anerkennung religiöser Gemeinschaften regelt. Während die alte Fassung des Religionsgesetzes die Anerkennungskriterien recht großzügig definierte und auch kleinen religiösen

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Politik und Recht

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Politik

Nach der am 1.1.2012 in Kraft getretenen Verfassung (mehrfach revidiert) ist Ungarn eine Republik. Die Verfassung wird von einem nationalen Bekenntnis eingeleitet, das u. a. auf Stephan I., den Heiligen, als Staatsgründer und die »Heilige Krone« (Stephanskrone) als Symbol für die Einheit des Landes Bezug nimmt und die Bedeutung des Christentums für den Erhalt der Nation hervorhebt.

Staatsoberhaupt ist der

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Nationalsymbole

Die Nationalflagge wurde 1848 im Rahmen der Erhebung unter L. Kossuth erstmals gehisst und 1918 von der Republik Ungarn angenommen. Sie ist horizontal rot über weiß über grün gestreift. Rot und Weiß gelten

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Parteien

Einflussreichste Parteien sind die sozialdemokratisch ausgerichtete Ungarische Sozialistische Partei (MSzP; gegründet 1989

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Gewerkschaften

Der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist mit rund 20 % vergleichsweise gering. Größter Dachverband

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Militär

Die Gesamtstärke der Berufsarmee (2005 Abschaffung der Wehrpflicht) beträgt 29 600 Mann,

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Verwaltung

Ungarn ist auf regionaler Ebene in 19 Bezirke (Komitate; ungarisch Megyék

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Recht

Der Gerichtsaufbau ist mehrstufig. Neben den Amtsgerichten gibt es Verwaltungs- und Arbeitsgerichte sowie Landgerichte, bei denen auch Militärgerichte angesiedelt sind. Die

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Bildungswesen

Das ungarische Bildungswesen wurde durch die Bildungsgesetze von 1993 und 2003 strukturell und inhaltlich erneuert. Früher verstaatlichte Bildungsanstalten gingen in ein dezentraleres System

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Medien

Mit dem Mediengesetz von 2010/11, das der neu geschaffenen Aufsichtsbehörde NMHH umfassende Befugnisse gab, der Besteuerung von Werbeeinnahmen (ab 2015) und der Begünstigung ausgewählter Unternehmen

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Wirtschaft

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Wirtschaft

Die Industrialisierung des Landes begann Ende des 19. Jahrhunderts mit Budapest als wichtigstem Industriezentrum. Zu einem Industriestaat mit gleichzeitig bedeutender Landwirtschaft entwickelte sich Ungarn im Wesentlichen nach dem Zweiten Weltkrieg während der sozialistischen Zeit. Nach der Bodenreform (1945) und der Verstaatlichung der Montanwirtschaft (1946) wurde bis zum Ende der 1940er-Jahre eine zentral gesteuerte Planwirtschaft sowjetischen Typs durchgesetzt – mit einem verstaatlichten Industrie-, Handels- und Finanzsektor und einer prioritären Entwicklung der Schwerindustrie. Budapest blieb die bedeutendste Industrieagglomeration, trotz starker Dezentralisierung. Die Industrialisierung

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Bodenschätze

Ungarn ist ein rohstoffarmes Land. Es gibt Vorkommen von Eisen-, Mangan-

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Landwirtschaft

1989 existierten neben landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Staatsgütern rd. 1,4 Mio. nebenberuflich geführte private Kleinstbetriebe (unter 1 ha), die wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Agrarprodukten beitrugen. Nach der politischen Wende wurden Agrarreformen mit dem Ziel einer Privatisierung der Landwirtschaft durchgeführt. Heute dominieren in der

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Energiewirtschaft

Die Stromproduktion erreichte 2012 34,3 Mio. MWh, davon hatte das Kernkraftwerk

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Industrie

Das produzierende Gewerbe, das 2014 30 % der Erwerbstätigen beschäftigte, hatte einen Anteil von 31,2 % am BIP.

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Dienstleistungssektor

Die Dienstleistungen gewannen seit Beginn der 1990er-Jahre einen zunehmenden Anteil an der Erwirtschaftung des BIP (2014: 64,4 %), in diesem

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Verkehr

Das Eisenbahn- und Straßennetz ist vergleichsweise dicht und räumlich auf die Hauptstadt ausgerichtet.

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Geschichte

Zur Vorgeschichte Mitteleuropa, Südosteuropa.

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Völkerwanderung und Landnahme der Magyaren (5.–10. Jahrhundert)

Das mittlere Donautal (Pannonien) hatte nach dem Rückzug der Römer bis zum Tod Attilas (453) den Hunnen als Wohngebiet gedient, danach waren zeitweilig germanische Wandalen

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Das mittelalterliche Königreich (bis 1526)

Großfürst Géza (etwa 970–997) brach den Widerstand rivalisierender Stammesfürsten, baute eine starke Zentralgewalt auf und betrieb die Christianisierung, die sein Sohn Vajk mit dem Taufnamen Stephan I., der Heilige, (997–1038) nach der im Einvernehmen mit Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. erfolgten Königskrönung (1000) mit dem Aufbau des Burgkomitatssystems unter der Leitung der Gespane (ungarisch Ispan, lateinisch Comes) und gestützt auf eine eigene Kirchenorganisation (Erzbistümer Esztergom und Kalocsa sowie Benediktinerabtei Pannonhalma) weiterführte. Seine

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Ungarn dreigeteilt (1526–1699)

Im Kampf um Ludwigs Erbe kam es zur Doppelwahl von 1526; die Nachfolge wurde endgültig 1538 im Vertrag von Oradea geregelt. Dennoch konnte Johann I. Zápolya, Woiwode von Siebenbürgen (1511–40), mit osmanischer Unterstützung den Machtbereich seines habsburgischen Gegenkönigs Ferdinand I. (1526/27–64; seit 1531 auch Römischer

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Unter habsburgischem Absolutismus (1699–1848)

Nach dem Tokajer Kuruzenaufstand 1697 und dem Freiheitskampf (1703–11) unter Franz II. Rákóczi, der 1707 das Haus Habsburg für abgesetzt erklärte, sicherte Kaiser Karl VI. (1711–40 als ungarischer König Karl III.) im Frieden von Sathmar 1711 die ständische Verfassung und die Religionsfreiheit; die Stände behaupteten in der Folgezeit immer wieder

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Revolution, Neoabsolutismus und Dualismus (1848–1918)

Der Ausbruch der Februarrevolution in Paris sowie der Märzrevolution in Wien veranlasste die vom Dichter S. Petőfi geführte »Märzjugend«, am 15. 3. 1848 in Pest ihre Reformvorstellungen in 12 Punkten niederzulegen, die vom Landtag übernommen und am 17. 3. von König Ferdinand V. (1835–48; als österreichischer Kaiser Ferdinand I.) akzeptiert wurden. Gegen die vom Reformministerium unter L. Graf Batthyány erlassenen Aprilgesetze

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Die Republik Ungarn und die restaurierte Monarchie (1918–45)

Die Niederlage im Ersten Weltkrieg und Karls »Völkermanifest« leiteten den Zerfall der Donaumonarchie ein. Am 25. 10. 1918 wurde unter der Führung von M. Graf Károlyi von Nagykárolyi ein Ungarischer Nationalrat gegründet. Das brutale Vorgehen der Polizei gegen Massendemonstrationen in Budapest am 28. 10. 1918 löste die bürgerlich-demokratische »Asternrevolution« aus; am 29. 10. 1918 wurde die Lösung Ungarns von Österreich erklärt. Der Regierungsübernahme durch Károlyi am 31. 10. folgte die Proklamation der Republik Ungarn am 16. 11. 1918. Die Regierung musste weite Gebiete im Süden und

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»Volksdemokratie« und kommunistische Herrschaft  (1945–89)

Vom ostungarischen Debrecen aus richtete die provisorische Regierung Dálnoki-Miklós im Zuge des Vormarsches der sowjetischen Truppen eine neue Verwaltung in Ungarn ein; Ministerpräsident Dálnoki-Miklós stützte sich dabei auf ein Volksfrontbündnis, das unter dem Namen »Ungarische Nationale Unabhängigkeitsfront« die Partei der Kleinen Landwirte, die Ungarische KP, die Sozialdemokratische Partei, die Nationale Bauernpartei und die Bürgerlich-Demokratische Partei umfasste. Unterstützt vom Präsidenten der Alliierten Kontrollkommission für Ungarn, dem sowjetischen Marschall K. J. Woroschilow, besaßen die Kommunisten von Anfang an eine starke Stellung in dieser

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Etablierung des neuen demokratischen Ungarns (1989/90–2005)

Schon am 27. 9. 1987 war das Ungarische Demokratische Forum (ungarische Abkürzung MDF) gegründet worden. Weitere Parteien entstanden 1988/89, u. a. der Bund Freier Demokraten (SzDSz; gegründet am 13. 11. 1988), die Unabhängige Partei der Kleinen Landwirte, Landarbeiter und Bürger (FKgP, wieder gegründet am 18. 11. 1988) und die Christlich-Demokratische Volkspartei (KDNP, gegründet am 11. 5. 1989). Im Januar 1989 verzichtete die USAP auf ihre verfassungsmäßig garantierte Führungsrolle in Staat und Gesellschaft. Am 26. 6. 1989 löste Nyers

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Zunehmende innenpolitische Polarisierung (seit 2006)

Bei den Parlamentswahlen am 9. und 23.4.2006 bestätigten die Wähler erstmals seit dem Ende des kommunistischen Regimes 1989 eine Regierung im Amt. Die Sozialistische Partei (MSzP) errang 43,2 % der Stimmen und 190 der 386 Parlamentssitze. Ihr Koalitionspartner, der Bund Freier Demokraten (SzDSz), erhielt 6,5 % (20 Sitze). Die Regierung unter Ministerpräsident Gyurcsány konnte sich somit auf eine absolute Mehrheit der Mandate stützen. Angesichts des höchsten Staatsdefizits aller EU-Länder sah sich das neue Kabinett zu harten Sparmaßnahmen gezwungen. Um die neu gewählte

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Kultur

In Ungarn vermischen sich westliche und östliche Kulturen. Spuren des Römischen Reiches finden sich in Budapest in den Resten der antiken römischen Stadt Aquincum. Die ehemalige Moschee des Jakowalj Hassan in Pécs zeugt von der 150-jährigen Herrschaft der Türken. Das Schloss Esterházy in Fertőd, Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, erinnert an den Prunk des ungarischen Rokoko. Es ist eng mit dem Schaffen J. Haydns verbunden, der fast drei Jahrzehnte im

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Literatur

Valuch, T., Die ungarische Gesellschaft im Wandel. Soziale Veränderungen in Ungarn 1989–2019 (Regensburg 2020)
Meyer,
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Quellenangabe
Brockhaus, Ungarn. http://brockhaus.at/ecs/enzy/article/ungarn